Den Bremssattel zu überholen ist gar nicht schwierig, wenn man weiss wie. Es geht hierbei auch nicht um das komplette Zerlegen des Sattels, sondern um die Reinigung des Kolbens und dem Erneuern der Vierkantdichtringe und der Staubmanschetten.

Material	Beispiel 911 SC - Vorderachse
Bremssattel- Dichtsatz, bestehend aus den Vierkantdichtringen und den Staubmanschetten. Diesen Dichtsätze gibt es je nach Fahrzeugtyp entweder im KFZ- Zubehörhandel oder aber direkt bei Porsche. Die Preise dafür liegen bei ca. 20,00 Euro pro Satz.
Schmale Holz- / Kunststoffbrettchen aus dem Fensterbau. Diese gibt es in unterschiedlichen Farben / Dicken (2mm, 3mm, 4mm, 5mm, 1cm) bei Schreinereien oder im Baumarkt.
- Autosol, oder eine andere Chrompolitur - Bremsenreiniger - Bremsenmontagepaste (spezielle Montagepaste zum Einsetzen der Kolben) - Bremsflüssigkeit (nur nach SAE J 1703, DOT 3 oder DOT 4 verwenden)
Werkzeug
- Schraubzwingen - Kleine Messingbürste (Zündkerzenbürste) - Wagenheber - Radkreuz - Drehmomentschlüssel - Sicherungsböcke - Behälter für auslaufende Bremsflüssigkeit und Lappen - Gerät zum Entlüften der Bremsanlage

Bei dieser Aktion muss das Bremssystem danach entlüftet und Bremsflüssigkeit aufgefüllt werden.

Schritt 1

Vorbereitung

Das Fahrzeug auf einer ebenen Fläche abstellen, dann die vorderen Radmuttern lösen und das Auto mit Hilfe eines Wagenhebers an geeigneter Stelle anheben, bis die Vorderräder frei drehen. Das Fahrzeug mit Unterstellböcken gegen Umkippen sichern, dann die Räder abmontieren.

Schritt 2

Bremsbeläge entfernen

Siehe hierzu Artikel "911 - Bremsbeläge wechseln"

Bild 1
Bremssattel lösen

Bild 2
Bremssattel

Schritt 3

Bremssättel lösen

Die Sättel mit entsprechendem Werkzeug (Ratsche oder Ringschlüssel) vom Federbein lösen und am besten daneben am Bremsschlauch auf einen alten umgedrehten 10l Eimer (oder ähnliches) legen.

Bei dem auf Bild 2, 4 und sechs gezeigten Bremssattel handelt es sich um einen BMW Bremssattel und soll hier nur als Beispiel dienen.

Bild 3
Distanzplättchen

Bild 4
Bremssattel
angedrückt

Schritt 4

Kolben "auspressen"

Man legt beide Sättel auf die bereitstehenden Eimer und zwischen Kolben und "Klaue" die verschieden dicken Distanzplättchen Bild 3 (auf jeder Seite gleich viel!) Jetzt pumpt man mittels des Bremspedals den Kolben vorsichtig bis an die Plättchen Bild 4. Am einfachsten ist das, wenn eine zweite Person dabei hilft.

Nun kann ein Plättchen auf jeder Seite entfernt werden und die Kolben wieder ein Stück heraus gepumpt werden.

Diese Methode hat den großen Vorteil, dass man beide Kolben parallel heraus pumpen kann und man nicht Gefahr läuft, den einen Kolben schon herausgepresst zu haben, während der andere noch im Sattel hängt.

Bild 6 - Bremskolben noch weiter herausgeschoben, Staubschutzmanschette fängt an sich zu dehnen

Jetzt auf diesem Weg den Kolben herauspumpen und Plättchen für Plättchen herausnehmen, zum Schluss kann man dann den Kolben per Hand herausziehen. Dabei vorsicht, da jetzt die aggressive Bremsflüssigkeit austritt, diese mittels geeignetem Behältnis auffangen und fachgerecht entsorgen.

ACHTUNG : Bremsflüssigkeit ist sehr aggressiv gegenüber Kunststoffen, Gummi, Lacken, etc...

Schritt 4

Bremssattel überarbeiten

Wenn jetzt die Kolben entfernt sind, können die Bremsschläuche vom Sattel gelöst und danach die Sättel bearbeitet werden.

Dabei empfiehlt es sich, gleich auf Stahlflex Bremsschläuche zu wechseln, da diese einen wesentlich besseren Bremsdruck gewährleisten. Der Preis für einen Satz (4 Stück) liegt bei ca. 125,- Euro. Bezugsquellen sind Beispielsweise: FVD Brombacher oder http://www.dickhaut-specials.de

Die Sättel zuerst innen zuerst grob mit einer Drahtbürste säubern, hierbei sollte man besonders die Führungsschienen für die Bremsbeläge gründlich reinigen.

Anschliessend den Sattel mit Bremsenreiniger, Messingbürste und Lappen reinigen und den Bremsstaub sowie Oxidationen entfernen.

Dort wo der Kolben saß, werden die Staubmanschette und der alte Vierkantdichtring vorsichtig entfernt und eventuelle Verunreinigungen mit Autosol und in hartnäckigen Fällen im Bereich des Vierkantdichtringes mit der Messingbürste gereinigt. Als Endreinigung sollte der Sattel dann über einer Wanne mit Bremsenreiniger eingesprüht und ausgewaschen werden, danach mit einem Lappen abwischen und trocknen.

Den ausgepressten Kolben kann man mit Autosol und einem Lappen wieder auf Hochglanz polieren. Auch kleine Rostpickel oder Verunreinigungen auf der Verchromung kann man so entfernen. Sollte sich der Chrom allerdings lösen, oder der Kolben tiefe Rostnarben oder Ausbrüche haben, wird ein Austausch dringend empfohlen.

In den aufgearbeiteten Sattel kann man nun die neuen Vierkantdichtringe einsetzen. Diese zuerst dünn mit der Montagepaste bestreichen, ebenso die Lauffläche im Sattel sowie seitlich am Kolben selbst.

Die Montage der Staubschutzmanschette ist ein Geduldsspiel, da diese sowohl im inneren des Sattels in einer Nut sitzt, als auch am Kolben selbst.

Als kleine Hilfestellung:
Man sollte die Staubschutzmanschette hinten leicht auf den Kolben ziehen (noch nicht bis in die Nut) und dann versuchen, Kolben und Staubschutzmanschette in den Sattel zu setzen. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Staubschutzmanschette nicht beschädigt wird und sich der Kolben dabei nicht verkantet.

Wenn die Manschette im Sattel in der Nut sitzt, rastet Sie auch auf dem Kolben ein, wenn man diesen dann in den Sattel schiebt. Der Kolben lässt sich jetzt normalerweise recht einfach in den Sattel zurückschieben (kräftiger Druck mit beiden Daumen genügt!).

Sollte sich der Kolben nicht per Hand einschieben lassen: VORSICHT!! Meist hat er sich verkantet!! Nicht mit Gewalt einpressen, Kolben vorsichtig herausziehen und mit leicht drehender Bewegung neu versuchen!

Wenn die Manschetten eingesetzt und die Kolben eingeschoben sind können die Sättel montiert und an die NEUEN (!!!), am besten Stahlflex-Bremsschläuche angeschlossen werden. Danach je nach Belagstärke die alten oder neue Bremsbeläge wieder einsetzen.

Das Bremssystem muss nun befüllt und entlüftet werden (gesonderter Artikel).

WICHTIG: Alle Bauteile müssen nach der Montage mit den entsprechenden Drehmomenten (siehe Herstellerangaben) angezogen werden.